Special 04

ballensilage.com-Special
/ (06/2013) Interview mit Fa. Schaumann


Dr. Kramer von Schaumann, © ballensilage.com
Dr. Kramer von Schaumann, © ballensilage.com

Die Firma Schaumann ist ein bekanntes Unternehmen im Bereich der Fütterung und der Futterkonservierung. Zur Silierung von Gras, Mais und anderen Futtermitteln bietet das im norddeutschen Pinneberg ansässige Unternehmen ein umfangreiches Sortiment an biologischen und chemischen Produkten nebst passender Dosiertechnik an.

Mit Herrn Dr. Ewald Kramer von der Schaumann-Forschungsgesellschaft ISF sprach Manuel Stammwitz, Betreiber von ballensilage.com, auf der Deutschen Holstein-Schau in Oldenburg im Juni 2013.

ballensilage.com: „Herr Dr. Kramer, Schaumann hat eines der breitesten Sortimente im Bereich ‚Silierzusätze/Silierhilfsmittel‘. Welche davon sind für die Herstellung von Gras-Siloballen zu empfehlen?“

Herr Dr. Kramer: „Grundsätzlich eignen sich viele unserer Bonsilage-Produkte für den Einsatz in Gras-Silageballen, ein Einsatz richtet sich immer nach dem Gras-Ausgangsmaterial sowie nach den Zielen, die mit dem Silierzusatz verfolgt werden sollen. Zu nennen sind:“

„A) Das normale Bonsilage als „Standard“ – homofermentatives Produkt zur Verbesserung des Silierverlaufs in mittelschwer silierbarem Material (DLG-Gütezeichen -WR 1b)“

„B) Bonsilage Forte als Spezialist in mittelschwer silierbarem, feuchtem Siliergut (DLG-Gütezeichen -WR 1b). Bonsilage Forte trägt zusätzlich als einziges, auf dem Markt verfügbare (biologische) Siliermittel ein DLG-Gütezeichen in WR 5a und bietet damit eine nachgewiesene Verhinderung der Vermehrung von Clostridien. Dieses Produkt wurde gerade im Mai dieses Jahres unter den erschwerten Silierbedingungen stark nachgefragt, da den Landwirten vielfach nicht die Möglichkeit für ein ausreichendes Anwelken geboten wurde.“

„C) Wenn zusätzlich zum Silierverlauf die aerobe Stabilität des Silierguts nach Öffnung der Rundballen verbessert werden soll, kommen nur unsere Kombinationsprodukte aus homo-und heterofermentativen Milchsäurebakterien (MSB) in Frage. In erster Linie ist hier Bonsilage Plus zu nennen, welches, ebenfalls einzigartig auf dem Markt der biologischen Siliermittel, DLG-Gütezeichen in drei unterschiedlichen Haupt-Wirkungsrichtungen des DLG-Gütezeichens bietet: Verbesserung des Silierverlaufs (1c); Verbesserung der Verdaulichkeit (4b) und eben auch eine Verbesserung der aeroben Stabilität (2). Weiterhin könnte man bei Siloballen mit einem hohen Anteil zuckerreicher Gräser Bonsilage Extra anwenden. Als fünftes Produkt ist Bonsilage Protect zu nennen, welches bei bereits angewelktem und evtl. etwas verschmutztem Siliergut Schutz gegen Clostridien bietet, aber gleichzeitig auch eine Verbesserung der aeroben Stabilität herbeiführt.“

ballensilage.com: „Siloballen für die Fütterung von Rindern und Milchvieh unterscheiden sich von denen für die Fütterung von Pferden. Wie sieht jeweils der optimale Siloballen aus?“

Herr Dr. Kramer: „Die Unterschiede liegen im Schnittzeitpunkt und häufig auch im Ziel-TM-Gehalt. Für Milchkühe liegt der Fokus klar auf energiereichem Gras, welches möglichst verlustarm im Futtertrog der Kuh landen soll. Der optimale Schnittzeitpunkt für Milchkuhsilagen bewegt sich im Bereich von 22-25 % Rohfaser, zudem werden diese Silagen häufig nur moderat angewelkt, um der Forderung nach möglichst kurzen Feldliegezeiten nachzukommen (Effekte: geringe Feldverluste, bessere Proteinqualität, mehr natürliches ß-Carotin etc.).“

„Für Pferdesilagen wird zur Gewährleistung einer ausreichenden Strukturversorgung i.d.R. deutlich später gemäht (>= 30 % Rohfaser). Zudem sollten die zur Verfütterung kommenden Silagen einen möglichst geringen Gehalt an wasserlöslichen Kohlenhydraten (Zucker und Fruktane) aufweisen, damit das Risiko für fütterungsbedingte Hufrehe deutlich reduziert werden kann. Nebenbei bemerkt: Es hat sich in der Praxis der Anbau spezieller Grasmischungen für Pferde bewährt. Beispielsweise bietet Schaumann das Produkt ‚Greenstar Horsefit‘ an, welches Gräser enthält, die viel Rohfaser liefern und speziell auf niedrige Gehalte an Fruktanen selektiert wurden und so besonders geeignet zur Vermeidung von fütterungsbedingten Hufrehen sind.“

„Grundsätzlich sollten nicht nur Milchkuh-, sondern auch Pferdehalter bei der Herstellung von Silageballen unbedingt darauf achten, dass die Rundballenpressen über eine ausreichende Schneidetechnik zur Zerkleinerung des oftmals längeren und stängelhaltigen Silierguts verfügen. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass eine ausreichende Zerschneidung/Zerkleinerung den Silierverlauf erheblich beschleunigt, da die Oberfläche für Milchsäurebakterien vergrößert wird. Weiterhin wird so die Vermehrung unerwünschter Mikroorganismen und ihrer Stoffwechselprozesse während des Silierprozesses reduziert. Letztlich erhöht eine kürzere Schnittlänge auch die Lagerungsdichte in den Ballen, so dass die Rundballensilagen beim späteren Öffnen bzw. Verfüttern länger stabil bleiben und nicht so schnell durch Schimmel/Hefen verderben.“

BONSILAGE von Schaumann, © Schaumann
BONSILAGE von Schaumann, © Schaumann

ballensilage.com: „Was können Silierzusätze zur Optimierung der Gärfutterqualität beitragen?“

Herr Dr. Kramer: „Unsere Silierzusätze großen Nutzen für den Landwirt. Wie schon in der ersten Frage beschrieben, ist es ganz entscheidend, die Silierzusätze richtig zu dosieren sowie anhand des Ausgangsmaterials exakt auszuwählen/anzupassen.“

„Lassen Sie mich dafür bitte etwas weiter ausholen: Durch intensive Forschung und Entwicklung haben wir bei Schaumann in den letzten Jahren immer wieder neue Produkte auf den Markt bringen können, mit denen wir auf die speziellen bzw. veränderten Anforderungen der Landwirte reagiert haben. Vorab muss natürlich gesagt werden, dass ein schnelles Reagieren auf die speziellen Anforderungen am Markt sicherlich nur dann möglich ist, wenn, wie bei Schaumann, Forschung, Entwicklung sowie Herstellung der Milchsäurebakterien in einer Konzern-Hand vereint sind. Natürlich kommt uns auch die Größe unseres Außendienst-Teams (mit 250 Beratern allein in Deutschland) bei der Entwicklung neuer Produkte zugute. So erhalten wir zeitnah wichtige Rückmeldungen aus der Praxis, die uns auf Probleme und Trends hinweisen.“

„Als Beispiel sei die Entwicklung des Produkts Bonsilage Extra genannt. Die Landwirte klagten in den vergangenen Jahren zunehmend über hohe Restzuckergehalte in ihren energiereichen Grassilagen, die unter Sauerstoffeinfluss schnell verdarben. Durch intensive Forschung und gezielte Selektion von speziellen Milchsäurebakterienstämmen wurde mit Bonsilage Extra ein Produkt auf dem Markt eingeführt, welches zum einen die Restzuckergehalte in Grassilagen erheblich reduzieren und gleichzeitig die aerobe Stabilität weiter verbessern konnte.“

„Jeder Landwirt sollte sich im Vorfeld darüber im Klaren sein, welchen Zweck der jeweilige Silierzusatz erfüllen soll. Geht es um die Verbesserung des Silierverlaufs in feuchtem Siliergut, sind homofermentative Milchsäurebakterien das Mittel der Wahl. Häufig gehen damit bessere Verzehrseigenschaften und eine bessere Verdaulichkeit oder sogar spezielle Zusatzeffekte wie beim Bonsilage Forte einher.“

„Rein homofermentative Produkte können aber die aerobe Stabilität von Silagen verschlechtern, deswegen sollten diese Produkte überall dort nicht zur Anwendung kommen, wo Probleme hinsichtlich der aeroben Stabilität zu erwarten sind. Hier sind Kombinationen aus homo- und heterofermentativen Milchsäurebakterien vorzuziehen, die ihren Fokus auf eine Verbesserung der aeroben Stabilität legen.“

„Der Anteil an homofermentativen MSB in diesen Produkten sorgt für einen tiefen pH-Wert. Das ist die Basis für eine ausreichende Wirkung der Stoffwechselprodukte der heterofermentativen Milchsäurebakterien. Diese führen ihren Stoffwechsel erst verzögert im Silierverlauf mit Bildung von u.a. Essigsäure und Propandiol durch. Essigsäure besitzt die Eigenschaft, in Verbindung mit einem ausreichend tiefen pH-Wert Hefen und Schimmelpilze zu hemmen und so die aerobe Stabilität signifikant zu verbessern.“

„Auch der Einsatz von Milchsäurebakterien hat natürlich Grenzen. Hier sind v.a. stark verschmutzte, gar nicht angewelkte Gräser zu nennen, dort schaffen nur noch chemische Produkte mit hohen Aufwandmengen Abhilfe. Zum Glück treten solche Fälle eher selten auf. Eine weitere Grenze des Einsatzes von Milchsäurebakterien liegt in zu hohen Trockenmassegehalten von Grassilagen bzw. Heulagen. Gerade Gras-Rundballen für die Pferdehaltung werden häufig mit höheren Trockenmassegehalten gepresst. Werden Werte jenseits von 55 % erreicht, sollten hier grundsätzlich keine Milchsäurebakterien mehr zum Einsatz kommen. In solchen Fällen sind chemische Produkte vorzuziehen. Hier kommen zur Hemmung von Hefen- und Schimmelpilzen in erster Linie Säuresalze wie Natriumbenzoat, Kaliumsorbat oder auch Natriumacetat in Frage. Schaumann bietet die genannten Säuresalze in verschiedenen Produkten als Granulat (Silostar Protect) oder auch in flüssiger Form (Silostar Liquid, Silostar Liquid HD) an.“

ballensilage.com: „Dieses Frühjahr ist nass und kalt gewesen, so dass sich vielerorts die Termine zum ersten Schnitt nach hinten verschoben haben. Was haben Sie den Landwirten zur Qualitätssicherung empfohlen?“

Herr Dr. Kramer: „In diesem Frühjahr haben wir eine große Nachfrage nach unseren speziellen Produkten registriert. Den Betrieben, die bereits Mitte Mai siliert haben, stand häufig nur ein sehr enges Zeitfenster zur Ernte zur Verfügung, so dass die Gräser nur wenig angewelkt werden konnten. In erster Linie haben wir hier Bonsilage Forte, unser Spezialprodukt für feuchte Grassilagen, empfohlen.“

Die Landwirte, die mit dem 1.Schnitt gewartet haben, hatten Ende Mai/Anfang Juni bessere Anwelkbedingungen, mussten dafür aber Qualitätseinbußen wegen des oftmals schon zu hohen Rohfasergehalts in Kauf nehmen. Wir haben unseren Landwirten dabei folgende Maßnahmen besonders ans Herz gelegt: Das Material sollte möglichst mit Kurzschnittladewagen oder mit Häcksler geerntet werden sowie möglichst im Bereich zwischen 30 und 40 % TM (und nicht noch stärker anwelkt) siliert werden. Nur so ist in diesem etwas älteren und damit stärker lignifizierten Material ein schneller und effektiver Silierverlauf sowie eine ausreichende Verdichtung in den Siloanlagen zu gewährleisten. Weiterhin haben wir für diese Fälle natürlich zum Einsatz des entsprechenden Bonsilage-Produkts auf Basis homo – und heterofermentativer Milchsäurebakterien geraten, damit das ohnehin schon etwas energie-ärmere Material möglichst verlustarm im Futtertrog der Kuh ankommt. “

ballensilage.com: „Auch Schaumann bietet Dosiergeräte für seine Siliermittel an – welche empfehlen Sie für den Einsatz an Ballenpressen?“

Herr Dr. Kramer: „Zur flüssigen Applikation der Siliermittel bieten wir den Lactosprayer Junior E an, dieser enthält lediglich das Dosiergerät und die zugehörigen Schlauchleitungen und Düsen, der Landwirt organisiert sich den Behälter für die Flüssigkeit selbst. Die Varianten Lactosprayer 100 ST bzw. 200 ST enthalten das Komplettpaket, d.h. sie sind zusätzlich ausgestattet mit 100 l- bzw. 200 l- Faß sowie Anbaurahmen.“

„Zur Dosierung von Granulaten bieten wir den Silamat Kombi oder Silamat Spezial an. Angetrieben werden diese Dosiergeräte über 12 Volt- Gleichstrom des Schleppers.“

„Der Trend geht bei der Dosiertechnik aber v.a. aus Gründen der wesentlich einfacheren Logistik eindeutig in Richtung Flüssigdosierung.“

ballensilage.com: „Können mit diesen Geräten auch chemische Siliermittel eingesetzt werden?“

Herr Dr. Kramer: „Wir befinden uns auf einem wachsenden Markt und stellen uns auf eine weiter steigende Nachfrage ein. Viele Landwirte, aber auch Offizialberater haben den Siliermitteleinsatz mittlerweile als notwendiges Betriebsmittel zur erfolgreichen Produktion von Qualitätssilagen akzeptiert. Als Beispiel sei der Silierwettbewerb der Landwirtschaftskammer Niedersachsen 2013 genannt. Mehr als 600 teilnehmende Betriebe, von denen landesweit insgesamt 8 Betriebe als Gewinner ausgezeichnet wurden. Sehr bezeichnend dabei war die Tatsache, dass 6 dieser 8 Betriebe in den Gewinner-Silagen Bonsilage-Produkte eingesetzt hatten. Das hat uns von der Fa. Schaumann sehr stolz gemacht und uns darin bestätigt, mit unserem breit aufgestellten Produkt-Programm auf dem richtigen Weg zu sein.“

„Nichtsdestotrotz werden wir auch weiterhin viel Zeit und Energie in die Forschung und Entwicklung von neuen Milchsäurebakterienstämmen oder anderen Zusätzen zur Verbesserung der Silagequalitäten stecken.“

ballensilage.com: „Herr Dr. Kramer, vielen Dank für das Gespräch.“


Kontakt:

Schaumann
www.schaumann.de


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