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DLG / 13.12.2022
Nutzhanf als Alternative?
DLG beleuchtet Potenzial / Viele Vorteile / Herausforderung Vermarktung und Faseraufbereitung / Networking auf der „Inhouse Farming / Feed & Food Show 2023“ in Hannover
Pressemitteilung / (Hannover) Sollen Landwirte künftig verstärkt auf Nutzhanf setzen? Die vom Bundesgesundheitsministerium geplante kontrollierte Legalisierung von Cannabis eröffnet neue Möglichkeiten. Diese beleuchtete die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) jetzt auf dem Fachkongress „CannaB.“ in Freiburg. In der Session „Anbau versus Import: Nischenthema Hanfanbau in Deutschland“ diskutierten Expertinnen und Experten mit einem interessierten Fachpublikum vor allem den Freilandanbau und die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten von Nutzhanf.
Für den Anbau von Cannabis zu Genuss- oder medizinischen Zwecken ist in der Regel der Indoor-Anbau behördlich vorgeschrieben, im Freien ist nur Nutzhanf erlaubt. 79 Nutzhanf-Sorten sind in Deutschland zugelassen, die arm an THC (Tetrahydrocannabino) sind. Der Gehalt des psychoaktiven Wirkstoffs muss aktuell unter 0,3 Prozent liegen. Nur wenige Sorten haben hierzulande eine größere Bedeutung. Noch fristet Nutzhanf ein Nischendasein, doch das könnte sich nach Meinung der meisten Teilnehmer der DLG-Session bald ändern.
Die Auflagen, die mit dem Anbau von Nutzhanf erfüllt werden müssen, sind hoch, nicht zuletzt weil sie den rechtlichen Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes unterliegen. Doch die zahlreichen Vorteile von Nutzhanf liegen klar auf der Hand. „Es handelt sich um eine robuste Kulturpflanze, deren Teile fast alle nutzbar sind. Besonders wertvoll ist der Samen“, so Moderator Dr. Nils Borchard, Leiter Forschung und Innovation im DLG- Fachzentrum Landwirtschaft. Die Samen sind unter anderem reich an essenziellen Aminosäuren, wie etwa Lysin. Neben Tierfutter eignen sie sich besonders für die Ölherstellung. Die Fasern und andere Bestandteile sind im Textilbereich, der Papier- und Baustoffindustrie gefragte Rohstoffe. Zudem ist Nutzhanf eine zugelassene Zweitfrucht mit geringem Wasserbedarf.
Die Deckungsbeiträge sind laut Dr. Borchard denen von Weizen und Mais ähnlich. Ob sich der Anbau letztlich aber für Landwirte rechnet, muss individuell gut überlegt sein. Die größte Herausforderung sind nach wie vor die Vermarktung und lokale Faseraufbereitung. Deshalb sollten sich interessierte Landwirte im Vorfeld intensiv mit den regionalen Gegebenheiten auseinandersetzen und untereinander vernetzen, um Erfahrungswerte auszutauschen.
Mittel- bis langfristig überwiegen nach Meinung der meisten Teilnehmer der DLG-Session in Freiburg die positiven Eigenschaften von Nutzhanf. Großes Potenzial wird vor dem Hintergrund der aktuell stattfindenden Transformation der Proteinwirtschaft und dem damit verstärkt aufkommenden Interesse für alternative Proteine gesehen. Die meisten pflanzlichen Ersatzprodukte, die derzeit noch aus Soja oder Erbsen-Protein hergestellt werden, könnten zukünftig aus nachhaltig und regional hergestellten Hanfproteinen produziert werden. Das Thema alternative Proteine wird in verschiedenen Formaten auf der „Inhouse Farming – Feed & Food Show 2023“ beleuchtet. Sie ist Teil der Agritechnica 2023, der Weltleitmesse der Landtechnik, und findet vom 12. bis 18. November 2023 auf dem Messegelände in Hannover statt als weltweiter B2B-Treffpunkt für Agrar- und Foodsysteme der Zukunft. „Eng vernetzt mit der landwirtschaftlichen Praxis werden dort fachliche Informationen, Perspektiven, Innovationen und Business geboten – von Feed bis Food“, so Dr. Borchard.
▸ www.agritechnica.com/de/ausstellen/inhouse-farming
weitere Informationen: DLG, www.dlg.org