Aktuelles 040

Aktuelle Meldungen


Frau mit Gemüsetüte, © PantherMedia / SubbotinaA
Frau mit Gemüsetüte, © PantherMedia / SubbotinaA

BZfE / 07.07.2023
Was und wie essen wir morgen? Update Food-Trends 2024

Pressemitteilung / (Bonn) „Food-Trends zeigen, was und wie wir in Zukunft essen werden. Sie sind Antworten auf Probleme, Ängste, Nöte, Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschen und spiegeln den Wertewandel in der Gesellschaft wider“, sagte die Trend-Forscherin Hanni Rützler aus Wien Mitte Juni 2023 beim digitalen Future Food Live-Talk des ZukunftsInstituts in Frankfurt am Main. Gastgeber war Geschäftsführer und Zukunftsforscher Harry Gatterer. Beide tauschten sich eine Stunde lang zu aktuellen Food-Trends und deren Bedeutung für die Gesellschaft aus.

Der Expertin zufolge sind Food-Trends Strömungen, also nichts Statisches. Sie entwickeln sich, wachsen, verändern und beeinflussen sich gegenseitig, fusionieren mit anderen Trends, stagnieren oder schwächen sich ab. Dabei generieren erfolgreiche Trends immer Gegentrends, die alternative Lösungen für die wahrgenommenen Probleme anbieten. In der verwirrenden Vielfalt aller Möglichkeiten verhelfen Food-Trends zu Überblick und Orientierung und tragen dazu bei, Zukunftsängste abzubauen. Es helfe nicht, den Kopf in den Sand zu stecken, sagte Rützler. Alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteurinnen und Akteure müssten angesichts der anstehenden Herausforderungen als Organisation und als Individuum die zentrale Frage für sich beantworten: Welche Zukunft will ich unterstützen und mitgestalten? Wie will ich morgen essen und leben? „Die Zukunft ist kein Möglichkeitsraum – wir müssen sie gestalten und zwar heute!“, betonte Rützler. Aktuell verstrickten sich Akteurinnen und Akteure noch in Grabenkämpfen und verschenkten wertvolle Zeit – der „Blick aufs große Ganze“ sei hilfreich, um ins Handeln zu kommen.

Haupttreiber der großen Food-Trends sind Klimakrise, Umweltprobleme, Verlust der Biodiversität, Gesundheit und Tierwohl. Die Sorge der Menschen äußert sich im großen Trend Plant-based Food mit seinen Abstufungen Veganismus, Vegetarismus und Flexitarismus. Ob ein Trend ein „echter“ Trend ist, lässt sich nach Rützler an aufkommenden Gegentrends erkennen, die etwa Vegourmets, Real Omnivores und Carneficionados hervorbringen. „Wir kreieren neue Bezeichnungen, weil bekannte Begriffe wie beispielsweise „Fleischliebhaber“ schon konkrete Zuschreibungen haben. Unter „Carneficionados“ verstehen wir Menschen, die berücksichtigen, dass der Konsum von Fleisch und Fisch auch kulturelle und evolutionäre Aspekte hat. Sie wollen Fleisch essen, sind sich aber ihrer ethischen und ökologischen Verantwortung bewusst. Daher wählen sie Fleisch aus nachhaltiger Produktion und genießen es in Maßen“, führte Rützler aus.

Der Klimawandel als Brennglas und Brandverstärker ökologischer und gesellschaftlicher Probleme weltweit sowie die daraus resultierende „neue Moral“ beim Essen haben unter anderem dazu geführt, dass pflanzliche Lebensmittel dabei sind, die traditionellen tierischen Produkte Fleisch, Milch, Fisch und Eier als Leitsubstanzen der Esskultur abzulösen. Das kann sich auf vielfältige Weise auswirken. Ein mögliches Szenario: Politik, Gemeinschaftsgastronomie, Lebensmittelhersteller und Handel treiben den Wandel des Ernährungssystems voran. Die Food-Industrie stellt Ersatzprodukte her, die Verbraucherinnen und Verbrauchern den notwendigen Umstieg auf mehr pflanzliche Produkte erleichtern; die Gemeinschaftsgastronomie als wichtiger Hebel der Transformation übt sich in der Plant-based Cuisine und macht die Gäste neugierig auf neue Gerichte und Geschmackserlebnisse; die Politik verbreitet mit der Planetary Health Diet eine Ernährung im Sinne von Gesundheit und Nachhaltigkeit nach wissenschaftlicher Empfehlung. Alle Prozesse müssen laut Rützler ineinandergreifen und sich ergänzen. Ziel muss sein, die Bevölkerung auf den Wandel vorzubereiten und zu neuen Produkten und Essweisen zu führen. Die Zukunftsforscherin betonte: „Viele Wege führen nach Rom – es gibt nicht die eine Lösung. Was wir brauchen, ist mehr Dialog. Was zählt, ist anfangen – und zwar jetzt!“

Autorin: Dr. Birgit Jähnig

Kontakt: Bundeszentrum für Ernährung, www.bzfe.de