Botulismus

Botulismus


Bereits das Wort „Botulismus“ lässt so manchem Milchvieh- oder Pferdehalter das Blut in den Adern gefrieren. Beim Botulismus handelt es sich um eine Vergiftung der Tiere mit Botulinum-Giften (-Toxinen), die von Botulinum-Bakterien (Clostridium botulinum) gebildet werden.

Man unterscheidet mehrere Arten von Botulinum-Toxinen. Je nachdem, auf welchem Nährboden sich die Bakterien entwickeln, bilden sie unterschiedliche Gifte, die unter dem Begriff Botulinum-Toxin(e) zusammengefasst werden.

Botulismus-Bakterien, die zu den Clostridien gehören, kommen natürlich im Boden vor und gedeihen prächtig auf abgestorbenem eiweißreichem Material wie z.B. Tierkadavern (siehe Bild). Sie sind aber auch in proteinreichen fehlvergorenen Silagen zu finden, deren pH-Wert sich während des Gärverlaufs nicht ausreichend abgesenkt hat. Diese Bakterien und deren Sporen sind sehr robust und können sehr lange im Boden überdauern.

Reste eines Vogels, © ballensilage.com
Reste eines Vogels, © ballensilage.com

Botulinum-Toxine gehören zu den stärksten Giften der Natur und werden auch den Menschen gefährlich. Nach der oralen Aufnahme durch das Tier gelangen die Toxine über den Darm schließlich ins Blut und zu den Nervenzellen. Dort behindern sie durch Hemmung der Ausschüttung des Botenstoffes Acetylcholin die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln und lösen verschiedene Krankheitssymptome aus.

Bei der „typischen Form“ des Botulismus beim Rind, die meist tödlich endet, werden Lähmungserscheinungen beobachtet, die vom Kopf aus beginnen und schließlich die Atmung aussetzen lassen. Weitere Krankheitsformen wie die atypische und die viszerale Form sind bekannt und nicht selten ist eine genaue Diagnose bzw. Abgrenzung zu anderen Krankheiten schwierig.

Botulismus – der Tod aus der Silage?

Während Silagen in der Rinderfütterung auf nahezu jedem Betrieb zu finden sind, haben einige Pferdehalter Vorbehalte gegen den Einsatz von Silagen als Grundfuttermittel.

Silagen als Verursacher von Botulismus hat es natürlich gegeben. Diese Gärfutter waren jedoch nicht einwandfrei, denn entweder waren organische Verunreinigungen wie Kadaver kleinerer Tiere oder Reste organischer Dünger vorhanden, oder aber eine eiweissreiche Silage war fehlvergoren. Diese Risiken lassen sich im Vorfeld minimieren, die Gute Fachliche Silierpraxis ist der Schlüssel dazu.

verendete Kuh, © ballensilage.com
verendete Kuh, © ballensilage.com

Botulismus kann aber genauso gut von anderen Futtermitteln hervorgerufen werden. Ein mit einem toten Vogel kontaminierter Heuballen, eine tote Maus im Tränkebecken oder sogar zugekauftes Kraftfutter mit Verunreinigungen haben in der Vergangenheit Tierbestände dezimiert.

Bei aller Sorgfalt werden sich aber auch in Zukunft Krankheitsfälle nicht immer verhindern lassen. Eine prophylaktische Impfung von Rinderbeständen beispielsweise ist in Deutschland nur mit Sondergenehmigung erlaubt. Daher muss Vorbeugen das Gebot der Stunde sein.

Reduzierung des Risikos durch Gute Fachlich Praxis

Futterhygiene ist die Basis einer hochwertigen Silage, die wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Botulinumtoxin-Vergiftungen seien hier einmal aufgeführt.

Bei der Düngung von Grasbeständen, die zur Silierung vorgesehen sind, sollte auf evtl. belastete organische Dünger wie z.B. Hühnerkot, Gülle oder Festmist ggf. verzichtet werden, bzw. auf einen ausreichend zeitlichen Abstand zum Schnitttermin geachtet werden. So finden sich z.B. im Hühnerkot immer wieder einmal Teile von Hühnerkadavern, die einen idealen Nährboden für Botulismus-Erreger abgeben.

Vor dem Grasschnitt sollten rechtzeitig die Bestände abgeschleppt worden sein. Maulwurfshaufen sind einzuebnen, um Erdeinträge in das Silo zu verhindern. Die Stoppelhöhe beim Grasschnitt sollte ca. 7 cm nicht unterschreiten, um Pflanzenreste vom vorangegangenen Schnitt und Kleintiere nicht mit einzusilieren sowie dem Folgeaufwuchs gute Startchancen zu geben.

Vermeiden Sie Verletzungen der Grasnarbe (siehe Bild) und stellen Sie die Erntetechnik gewissenhaft ein. Wildretter an der Erntetechnik geben Tieren Gelegenheit zur Flucht.

verletzte Grasnarbe, © ballensilage.com
verletzte Grasnarbe, © ballensilage.com

Das Erntegut sollte nicht zu feucht sein, unter 30% TS steigt die Gefahr der Fehlgärung an, zudem erhöht sich das Risiko der Anhaftung von Schmutz an den Reifen der Erntemaschinen. Je nach Erntesituation ist dann der Zusatz eines geeigneten Siliermittels ratsam. Nitrithaltige chemische Siliermittel haben eine gute Wirkung gegen Clostridien; die Anwenderempfehlungen der Hersteller sind genau zu befolgen.

Ein rascher Luftabschluss der Siloballen leitet den Gärvorgang ein; nur luftdichte, dichtgepresste und unbeschädigte Ballen ermöglichen eine zügige und tiefe Ansäuerung auf einen pH-Wert von ca. 4,0. Siloballen sollten geschützt gelagert werden, so dass Nutztieren, Vorratsschädlingen und auch Unbefugten der Zutritt verwehrt ist. Bestehen nach Öffnen der Siloballen Zweifel an deren Unbedenklichkeit, sollte die Verfütterung solange ausgesetzt werden, bis Untersuchungen Aufschluss über die Qualität der Silage geben.